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Voit Automotive beantragt vorläufige Eigenverwaltung

- Sanierung in Eigenverwaltung angestrebt - Ziel: dauerhafte Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze - Betrieb läuft ganz normal weiter - Sanierungsexperte Matthias Bayer zum Generalbevollmächtigten bestellt - Rechtsanwalt Dr. Martin Kaltwasser als (vorläufiger) Sachwalter eingesetzt -

St. Ingbert, 23. Januar 2025. Die Geschäftsführung des St. Ingberter Automobilzulieferers VOIT Automotive GmbH hat beim Amtsgericht Saarbrücken ein Restrukturierungsverfahren in Eigenverwaltung (nach §270 lnsO) beantragt. Das Joint Venture Fonderie Lorraine sowie die Schwestergesellschaft Voit Polska sind davon nicht betroffen.

Das Management wird jetzt gemeinsam mit und ergänzt durch den Sanierungsexperten Matthias Bayer, der seinerseits von den Rechtsanwälten Dr. Sebastian Mohrs, Franz J. Abel und Lukas Eisenhuth (alle Kanzlei Abel und Kollegen) unterstützt wird, um die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen zu erarbeiten. Hierbei werden alle betroffenen Beteiligten (Mitarbeiter, Betriebsräte und Gewerkschaft, Banken, Kunden und alle Gläubiger sowie Gesellschafter) umfassend mit einbezogen. In der Eigenverwaltung bleiben die Geschäftsführer voll handlungsfähig. Ihnen und den Gläubigern zur Seite steht Rechtsanwalt Dr. Martin Kaltwasser (Kanzlei Lieser, Frankfurt), den das Amtsgericht Saarbrücken als (vorläufigen) Sachwalter bestellt hat. Sowohl die Kanzlei Abel und Kollegen als auch die Kanzlei Lieser verfügen über erhebliche Erfahrung insbesondere im Rahmen von Eigenverwaltungsverfahren.

Schon der nicht vorhersehbare Ukrainekonflikt und daraus folgende Lieferengpässe im Jahr 2022 haben zu Unsicherheiten im Markt und signifikantem Nachfragerückgang geführt, der kombiniert mit stark steigenden Energiepreisen insbesondere für Strom und Gas und den nachfolgenden Tarifabschlüssen, die zu erheblich erhöhtem Personalaufwand beitragen, zu einem signifikanten Ergebnisrückgang und Jahresfehlbetrag in 2022 geführt hatte.

„Zwar hat die VOIT-Gruppe ein Maßnahmenprogramm erarbeitet, um einen reibungsfreien Produktionsprozess zu gewährleisten, die Liquidität zu sichern sowie die Ertragssituation wieder zu verbessern. Das Unternehmen war so in 2023 wieder voll ausgelastet und hat es geschafft, im Jahr 2023 Gewinne zu erwirtschaften“, erklärt der Geschäftsführer Christopher Pajak. „Auch hatten wir einen Investor gefunden, der unser Eigenkapital stärken, uns bankenunabhängiger aufstellen und mit uns neue Märkte jenseits des Automotive Sektors erschließen wollte. Gleichwohl konnte der mit diesem im April 2024 geschlossene Unternehmenskaufvertrag angesichts der erneuten erheblichen Abrufreduzierungen infolge der sehr schwierigen Marktentwicklung in den vergangenen Monaten und trotz beherzt in Aussicht gestellter Hilfe des Saarlandes, nun leider - zuletzt aus regulatorischen Gründen in China - nicht vollzogen werden“, ergänzt der Geschäftsführer Hendrik Otterbach. „Damit stehen wir nun wieder vor dem Problem, dass unsere Kredite mangels nachhaltiger Wettbewerbs- und Renditefähigkeit nicht verlängert werden können.“

VOIT hat sich über die letzten Jahre zu einem modernen Technologieunternehmen gewandelt. An dem im Laufe der Jahrzehnte immer weiter gewachsenen Firmenstandort im Saarland entwickelt und fertigt VOIT hochpräzise kundenspezifische Aluminium-Druckgussteile mit fertig bearbeiteten Funktionsflächen und Fertiggussteile sowie Module und Komponenten in Stanz-, Zieh-, und Biegerolltechnologie.


VOIT bietet neben der reinen Teilefertigung Komplettlösungen aus einer Hand: vom Engineering über Werkzeugbau, Gießerei, Stanzerei und Oberflächenbearbeitung bis hin zur Logistik. Mit inzwischen 940 Mitarbeitern zählt VOIT zu den 20 größten Arbeitgebern im Saarland. Die Löhne der Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld zunächst für die Monate Januar bis einschließlich März gesichert. Ab April übernimmt wieder VOIT die Lohn- und Gehaltszahlungen.

„Das gewählte Verfahren ermöglicht es VOIT, nach aufreibenden Wochen erst einmal durchzuatmen, um dann im Rahmen der Eigenverwaltung innerhalb der nächsten Monate mit schärferen Werkzeugen einen tragfähigen Plan für den Erhalt und die Restrukturierung zu erarbeiten und umzusetzen. Ziel ist es, möglichst viele der konzernweit fast 1.600 Arbeitsplätze zu erhalten, sowie das Unternehmen insgesamt zu erhalten“, erläutert Rechtsanwalt Matthias Bayer.

„Der Betrieb wird in vollem Umfang fortgeführt und wir setzen uns dafür ein, dass Kunden weiterhin unsere Produkte in hoher Qualität und gewohnter Liefertreue zur rechten Zeit erhalten. Wir haben mit der Eigenverwaltung gute Chancen, die mich sehr zuversichtlich machen, auch diese Phase in der nun schon 78 jährigen Firmengeschichte zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen“, bekräftigt der Geschäftsführer Hendrik Otterbach.


Über Abel & Kollegen Rechtsanwälte PartGmbB
Die Kanzlei Abel & Kollegen ist neben dem Wirtschaftsrecht und weiteren Beratungsbereichen auf die Restrukturierung und das Insolvenzrecht spezialisiert. Rechtsanwalt Matthias Bayer wird seit 2002 regelmäßig von unterschiedlichen Gerichten zum Insolvenzverwalter sowie auch zum Sachwalter in Eigenverwaltungsverfahren bestellt. Bei Restrukturierungen ist er oft Ansprechpartner für Geschäftsführer, Gesellschafter, Banken, Krankenkassen und weiteren Stakeholdern in Restrukturierungsverfahren.

Über LIESER Rechtsanwälte
LIESER Rechtsanwälte ist ein führendes Büro auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, Restrukturierung und Sanierung. Von 15 Standorten u.a. in Koblenz, Saarbrücken, Frankfurt a. Main, Bonn, Mainz, Darmstadt, Mannheim, Köln und Trier werden Mandate aller Größenordnungen und Branchen betreut. In über 3.000 Unternehmensinsolvenzverfahren hat LIESER Rechtsanwälte die Kompetenz bei der Fortführung und Sanierung von Unternehmen erfolgreich unter Beweis gestellt. Weitere Informationen unter: www.lieser-rechtsanwaelte.de.


Kontakt VOIT Automotive GmbH:
Frau Stephanie Kopp
Mail: stephanie.kopp@voit.de